Elektromobilität
Kia Niro Hybrid Father & Sons
Christoph testete den Kia Niro PHEV und erzählt von seinem Ausflug mit dem Hybrid.
Irgendwie war mein Vater schon immer Autofreak. Seitdem ich mich erinnern kann, türmten sich Autozeitschriften aller Art bei meinen Eltern, der ideale Fundus, auch die die nächste Generation zu infizieren. Doch so groß die Faszination auch war, einen Niederschlag in der Wahl seiner Fahrzeuge fand sie letztendlich selten. Zu groß war die Vernunft, zu groß vielleicht auch die Bindung zu Ford, weil der Onkel meines Vaters seit dem Krieg die Vertretung in Kärnten betrieb, für die mein Vater als Student auch als Übersteller arbeitete, eine Tätigkeit, die heute so nicht mehr vorstellbar ist. Neuwagen wurden in Salzburg angeliefert und einzeln von jungen Benzinbrüdern über die Tauern getrieben, oft zwei Mal am Tag, jeweils unterbrochen durch eine endlose Bahnfahrt von Klagenfurt nach Salzburg, um das Gemüt zu kühlen und den Gasfuß zu entspannen. Eingefahren waren die Wagen dann aber auf jeden Fall!
Mein Vater hatte viele Autos, aber seit ein paar Jahren eine neue Leidenschaft, die sich Hybrid nennt. Sein Stadtwagen ist ein kleiner Hybrid, dessen Qualität, vor allem aber sein minimaler Verbrauch, ihm Freude bereitet und uns endlosen Gesprächsstoff zu unserem gemeinsamen Thema Nummer 1 liefert. Vor ein paar Wochen meldet sich dann mein Vater bei mir und wir diskutieren sein neuestes Projekt. Sein Reisewagen, ein SUV mit Benzinmotor und Automatik soll weichen, selbstredend einem Hybriden, den es zu testen gilt. Und seine Wahl fiel auf den Kia Niro Hybrid, der seine Ansprüche wohl in idealer Weise in sich vereint. Meines Vaters Kriterien erscheinen in keiner Weise exzentrisch oder unerfüllbar, die Kombination derselben aber komplex, so dass der Kia Niro Hybrid als einziger das strenge Ausscheidungsverfahren überstand.
Die Sitzposition seiner Neuanschaffung hat erhaben zu sein, standesgemäß für einen Mann, dessen Geburtsjahr noch im zweiten Weltkrieg liegt, gerade recht, um jederzeit Überblick über den Verkehr zu haben. Es kommt also nur ein SUV oder Crossover in Frage, Fahrzeuge, die einen Mann in den besten Jahren so ein- und aussteigen lassen, dass kein Besuch beim Chiropraktiker notwendig wird. Hier qualifiziert sich der Kia Niro auf jeden Fall, auch wenn er vielleicht mehr Crossover als SUV ist, was aber einer sportlichen und gefälligen Linie zu Gute kommt, eine Selbstverständlichkeit bei den Designqualitäten eines Peter Schreyer. Mein Vater ist also gut angezogen und kann locker in und auch aus dem Fahrzeug federn.
Das Raumangebot ist mehr als großzügig, gerade recht, um die jährliche Sommerfrische mit Hund Pauli und reichlich Equipment für Hitze und Kälte am Weißensee zu erreichen. Alles kommt mit, von Paulis Körberl bis zur Wanderausstattung, oft auch meine eigenen Töchter, was den Kia Niro Hybrid vielleicht an seine Grenzen führt, aber nicht kapitulieren lässt. Komplexer wird es mit Motor und Getriebe, deren Zusammenspiel meinem Vater ein spezielles Anliegen ist. Sein jetziger SUV mit Benzinturbo und DSG macht da Mucken, weil der Downsizing Motor einfach zu wenig Drehmoment aufbaut, um souveränen Vortrieb von der Ampel zu erlauben, ein Fauxpas, der für meinen Vater unverzeihlich ist. Aber er ist ein gefinkelter Mann, der an den Fortschritt glaubt, insbesondere an das Zusammenspiel von Benzin- und Elektromotoren. Seine Theorie ist, dass bei einem Hybriden das Drehmoment des Elektromotors Drehmomentdefizite des Benziners ausbügelt und so zu einem harmonischen Zusammenspiel der Kräfte findet.
Und meines Vaters Urteil zur Antriebseinheit des Kia Niro Hybrid erfüllt sowohl seine Erwartungen, als auch seine Theorie: „Als jahrelanger Hybridfahrer war ich sehr gespannt auf die ungewöhnliche Kombination der Antriebseinheit mit einem DSG Getriebe, die ich als sehr gelungen bezeichnen kann. Die Gangwechsel erfolgen harmonisch und fast unmerklich, die typische Geräuschkulisse der CVT- oder Planetengetriebe fehlt erfreulicherweise. Und man hat zwei völlig unterschiedliche Fahrzeuge in einem: sobald man in den Sportmodus wechselt, fährt man einen sehr agilen und spurtfreudigen Wagen, während der Eco-Modus zu einer gemächlichen Gangart einlädt. Ein weiteres Plus ist natürlich das Fehlen eines nervenden Start-Stopp Systems, da der Wagen immer im E-Modus anfährt und bei einem Stopp komplette Stille herrscht.“ Auch mich hat der Antrieb des Kia Niro Hybrid positiv überrascht. 105 PS aus einem 1.6 Liter Benziner mit einem Drehmoment von 147Nm klingen schlapp, aber da haben wir die Rechnung ohne dem Elektromotor gemacht, der weitere 44 PS und 170 Nm von Null Drehzahl an in die Waagschale wirft, was eine Systemleistung von 141 PS und einen Drehmoment von 265 Nm ergibt. Das liest sich nicht nur viel sportlicher, sondern fährt sich dann auch so, je nachdem, ob man den Getriebeshifter in den Sport- oder Eco-Modus drückt. Besonders auffallend und beeindruckend ist, dass der Kia Niro Hybrid so leise ist, dass man meist nicht unterscheiden kann, ob das Fahrzeug elektrisch oder vom Benzinmotor unterstützt angetrieben wird. Frappant auch, wie lange Strecken in der Stadt elektrisch bewältigt werden, selbstredend auch das Anfahren und Parken.
Der Kia Niro ist ein All-inclusive Wohlfühlpaket, wohl die Quintessenz dessen, was der vernunftgetriebene Fahrer noch als Luxus durchgehen lässt. 4 Ausstattungspakete locken den Käufer, von Titan über Silber, zu Gold und Platin. Aber schon in der Grundausstattung ist alles drinnen, was Freude macht, die 18 Zöller und Lederausstattung der Platin Ausstattung sind dann nur noch das Tüpfelchen auf dem i, um es dem Nachbarn einmal so wirklich zu zeigen. Alles wohlfeil zu Preisen, die den Sympathisanten deutscher Ware erblassen lassen, und da ist die Zusatzausstattung noch nicht einmal drinnen. Stolz gewährt Kia eine 7-Jahre Werksgarantie, wohl der letzte Anstoß, den Kaufvertrag zu unterzeichnen, das Freifahrtticket in eine unbeschwerte Zukunft, ökologisch unbedenklich und genau so ausbalanciert, um auch wirklich jeden Wunsch zu erfüllen. Progressiveren Geistern sei der Kia Niro PHEV ans Herz gelegt, dessen Plug-in Antrieb eine rein elektrische Reichweite von 58 Kilometern erlaubt und in 2,5 Stunden aufgeladen ist. Insbesondere im Pendel- und reinen Stadtverkehr spielt der Kia Niro PHEV seine Stärken aus und wird wohl auch seinen angegebenen Verbrauch von 1,3 Liter pro Hundert Kilometer schaffen. Aber auch die Zukunft kann bei Kia schon käuflich erworben werden.
Der Kia e-Niro steht frisch in den Startlöchern und wird in zwei Varianten angeboten. Mit der kleineren 39,2 kWh-Batterie und 136 PS sind 289 Kilometer nach der neuen WLTP-Norm drinnen, mit der größeren 64 kWh Batterie sagenhafte 455 Kilometer, und das mit einem 204 PS Elektromotor. Es wird also Zeit für eine weitere Gesprächsrunde mit meinem Vater und vielleicht lässt er ja den Benzinmotor ganz weg.